Geschichte

Plan du musée à son origine

Gustave Revilliod (1817–1890) und sein Lebenswerk: das Musée Ariana

Genf hat Gustave Revilliod viel zu verdanken: eines der schönsten Museen der Stadt und eine enzyklopädische Sammlung von rund 30’000 Kunst- und Kulturobjekten. Heute sind seine Sammlungsbestände auf verschiedene Museen der Stadt Genf verteilt. Das Musée Ariana widmet sich nunmehr ausschliesslich der Keramik und dem Glas. Noch immer ist es jedoch vom Geist, vom Humanismus und von der Weltoffenheit Revilliods geprägt.

Zum ersten Konservator des Museums wurde Godefroy Sidler (1836–1910), der Sekretär, Reisegefährte, Vertraute und enge Freund von Gustave Revilliod, ernannt. Sidler unterstützte Revilliod bei der Auswahl von Stücken für seine Sammlung, begleitete ihn auf mehreren Reisen und beaufsichtigte den Bau des Musée Ariana.

Gustave Revilliod: ein weltoffener Mann

Gustave Revilliod war Mäzen, Gelehrter, Sammler und Person des öffentlichen Lebens. Er entstammte einer wohlhabenden Familie aus Savoyen, die sich im 16. Jahrhundert in Genf niedergelassen hatte.

Sein Vater hoffte, dass er sein ansehnliches Vermögen mehren würde, anstatt es auszugeben. Revilliod aber widmete sein Leben dem Reisen und der Kunst. Zudem setzte er sich für das Ansehen der Schweiz im Ausland ein. Als bedeutender Sammler interessierte er sich für alle Arten der Kunst. Er erwarb Objekte aus sämtlichen Kunstepochen bis hin zu zeitgenössischen Werken und aus unterschiedlichsten Bereichen: von Malerei, Numismatik, Skulptur und Grafik über Textilien und Mobiliar bis hin zu Waffen, Büchern und Goldschmiede-, Glas- und Keramikarbeiten. Darüber hinaus bekleidete er mehrfach öffentliche Ämter: So vertrat er beispielsweise die Schweiz bei der Eröffnung des Suezkanals.

Gustave Revilliod starb 1890 auf einer letzten Reise in Kairo. Der Stadt Genf vermachte er sein Anwesen, einen Teil seines Vermögens sowie seine Sammlungen und das Museum, «das unserem Land zur Ehre gereichen und der künstlerischen Bildung kommender Generationen dienen wird».

Ein aussergewöhnliches Bauwerk

Im protestantischen Genf stellt das prachtvolle Museumsgebäude – eine eklektische Mischung aus italienischem Palazzo und Basilika mit Stilelementen der Renaissance und des Barock – eine Ausnahmeerscheinung dar.

Ende des 19. Jahrhunderts beschloss Gustave Revilliod, auf seinem weitläufigen Anwesen in Varembé ein Museum zu errichten. Es sollte seine umfangreichen Sammlungen beherbergen, die mehr Platz beanspruchten, als in seinem Herrenhaus in der Genfer Altstadt verfügbar war. Zum Gedenken an seine geliebte Mutter Ariane Revilliod-De la Rive (1791–1876) nannte er es Ariana.

Der von Emile Grobéty (1844–1906) begonnene und von Jacques-Elysée Goss (1839–1921) fortgesetzte Bau wurde nach über zehn Jahren fertiggestellt. Einige der in den ursprünglichen Bauplänen enthaltenen Elemente, wie die monumentale Treppe in der Eingangshalle, wurden niemals verwirklicht. Dennoch beeindrucken die Symmetrie des Bauwerks, die ellipsenförmige Kuppel, die doppelte Marmorkolonnade und das Sternengewölbe die Besucherinnen und Besucher. Die reiche Ikonografie der Deckengemälde von Frédéric Dufaux (1852–1943) ist ebenso spektakulär wie die Skulpturen und Büsten an den Fassaden. Sie sind Arbeiten von Luigi Guglielmi (1834–1907) und wurden von Emile Leysalle (1847–1912) fertiggestellt. Die Sphinxe, die über den ursprünglichen Haupteingang an der Seeseite wachen, sind das Werk von Emile-Dominique Fasanino (1851–1910).

Ein stark verkleinerter Park

Das weitläufige Anwesen in Varembé, das Gustave Revilliod der Stadt Genf vermachte, erstreckte sich einst bis zum See. Besucherinnen und Besucher konnten es mit dem Schiff erreichen, das am Steg anlegte, und im schwimmenden Uferrestaurant Erfrischungen zu sich nehmen, bevor sie sich auf den Weg ins Museum machten. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der Park mehrfach umgestaltet und aufgeteilt.

Die einschneidendste Veränderung ging zweifellos mit der Errichtung des Völkerbundpalasts zwischen 1929 und 1937 einher: Das Revilliod-Anwesen mit seinen Nebengebäuden wurde abgerissen und die herrliche Aussicht auf den See und die Alpen ging für immer verloren.

Der Bau des UN-Gebäudes auf dem Ariana-Anwesen mag zwar dem letzten Willen von Revilliod widersprechen, aber vielleicht wäre dieser weltoffene Mann stolz darauf, dass sein Erbe dem Multilateralismus dient.